Gedenken zur Bremer Räterepublik

Am 04. Februar 1919 wurde durch die Division Gerstenberg und dem Freikorps Caspari die Bremer Räterepublik auf Geheiß Friedrich Eberts niedergeschlagen.

Schon lange hatte die SPD-Führung im ersten Weltkrieg die organisatorische und ideologische Deutungsmacht über die Bremer Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung verloren. Für die in Opposition zur rechten Sozialdemokratie befindlichen Genossen in Bremen stehen Namen wie Johann Knief, Anton Pannekoek, Adolf Dannat und Paul Fröhlich.

Auch Namen wie Karl Radeck, Wilhelm Pieck und Heinrich Brandler sind zu nennen, wenn man über Bremens Geschichte der Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts spricht. Die Auseinandersetzung zwischen Revisionismus und Marxismus war hier schon früh entbrannt, um Fragen des Massenstreiks. Und auf Bildungsveranstaltungen referierten Lehrer wie Knief, Piek, Pannekoek und setzten sich den Rechten in der SPD entgegen. Besondere Aufmerksamkeit widmete man sich der Arbeiterjugend und auf den Veranstaltungen nahmen nicht selten 1200 bis 1400 Teilnehmer statt. So war es nicht verwunderlich, dass Bremen als Hochburg der Linken in der SPD galt. Zumal Bremen eine bedeutende Industrie-, Werft und Handelsstadt war, war die Arbeiterschaft zahlreich und kämpferisch organisiert.

Mit Beginn des Krieges waren die Bremer Linken Teil der Sammlung der Kriegsgegner in Deutschland und somit mit Liebknecht und Luxemburg in Verbindung. Eine große Zahl Bremer Sozialdemokraten arbeiteten in Zirkeln, hielten die Verbindung ins Reich und zu den eingezogenen Genossen. Im Januar 1916 nahm dann Johann Knief für die Bremer Linken an der Reichskonferenz der Gruppe Internationale (Spartakisten) teil und Paul Fröhlich wurde zur Konferenz der Zimmerwalder nach Klienthal geschickt. Die Zeitung der Sozialdemokratie wurde zum Sprachrohr der Linksradikalen und auf einer Versammlung der SPD in Bremen wurde gegen den Widerstand der Rechten eine Resolution angenommen, die eine revolutionäre Politik des Klassenkampfes gegen den Krieg forderte.

Als dann die Revolution über Deutschland flog, war Bremen an vorderster Stelle. Schon im September 1918 gab es stürmische Versammlungen der Arbeiter der Bremer AG-Weser Werft, an denen sich 11.000 Kollegen beteiligten und auf welcher u.a. die Annullierung aller Kriegsanleihen und die Enteignung des gesamten Bankkapitals gefordert wurde. Über Bremen wurde schon am 6. November die Rote Fahne auf das Rathaus gepflanzt und schließlich ein Arbeiter- und Soldatenrat gegründet. Als dann im Januar 1919 die Noske-Truppen gehen die revoltierenden Arbeiter in Berlin zogen, warf man in Bremen die Mehrheitssozialdemokraten aus dem Rat und gründete die Bremer Sozialistische Republik. Unterstützt wurde dies von einer riesigen z.T. bewaffneten Demonstration mit der Forderung „Nieder mit Ebert-Scheidemann und hinaus mit ihren Wortführen aus dem Arbeiter- und Soldatenrat in Bremen! Restlose Abdankung des Senats! Einsetzung von Volkskommissaren!“. Diese berechtigten Forderungen und Bestrebungen wurden dann am 4. Februar 1919 durch Ebert, Noske und die Reichswehr niedergeschlagen.

Auf der Kundgebung am 05. Februar 2023, an der wir uns mit einer kleinen Gruppe von Genossen der KO beteiligten, zeichnete der Hauptredner Andreas Rabenstein, Stadtverbandssprecher der Gewerkschaft GEW, die Geschichte der Bremer Linken und Kriegsgegner nach. Er ging faktenreich auf die Gründe dieses ersten imperialistischen Weltkrieges ein und forderte die Teilnehmer der Gedenkkundgebung auf, nicht nur die Erinnerung an die mutigen Verteidiger der Bremer Räterepublik wach zu halten, sondern wie sie für eine gerechte und solidarische Welt zu kämpfen.

Gekommen waren ca. 120-150 Besucher. Ferngeblieben war in diesem Jahr der DGB. Sozialdemokratie und DGB-Führung hatten sich mit scheinheiligen Argumenten aus dem Vorbereitungskreis zurückgezogen und eine eigene Veranstaltung durchgeführt. Grund war der Krieg in der Ukraine und ihre Unterstützung der Regierung, die diesen Krieg mitfinanziert, mitbewaffnet und mit eskaliert.

Die Kundgebung, an der wir uns beteiligten, stand dem entgegen. So sprach sich der Moderator der Versammlung Gerd-Rolf Rosenberger, Mitglied der DKP und der Gruppe Nordbremer Bürger gegen den Krieg, gegen die Beteiligung der Bundesrepublik am Krieg aus. Ganz in unserem und internationalistischem Sinne verurteilte er diesen als einen zwischenimperialistischen Krieg. Er machte deutlich, dass es die herrschenden Klasse in Russland, der Ukraine, der USA, der BRD sind, die diesen Krieg vorbereitet haben, daran verdienen und die Völker ins Unglück stürzen, und dass wir niemals akzeptieren können, wenn Lenin und die leninsche Nationalitätenpolitik von Figuren wie Putin in den Dreck getreten werden. Der Hauptfeind, so hob er hervor, stehe für jede Arbeiterklasse in ihren Ländern und sei ihre Bourgeoisie. Gerade deshalb dürfen wir es nicht hinnehmen, wenn wie damals die rechten Sozialdemokraten die Arbeiterklasse spalten und sie ins Lager der Bourgeoisie ziehen. Bewegend ging er exemplarisch auf das Leben und Kämpfen Bremer Kommunisten ein, die über die Teilnahme am bewaffneten Verteidigungskampf gegen die Gerstenberger und der anrückenden Freikorpssoldaten Casparis teilnahmen und über Kerker und Folter der Hitlerfaschisten wieder in der BRD unter Adenauer einsaßen und denen man Rente und Gesundheit nahm. Gerd-Rolf Rosenberger ließ es sich auch nicht nehmen, auf Probleme in der linken Bewegung heute einzugehen und warnte vor Illusionen einer multipolaren Welt. Diese Forderung bewege sich im Rahmen des Kapitalismus, der Staaten und nicht der Völker. Nur diese können eine friedliche Welt erkämpfen. Für seine deutlichen und kämpferischen Ausführungen erhielt er viel Applaus und Zustimmung.

Auch die praktische internationale Solidarität durfte nicht fehlen und es sprach ein peruanischer Genosse über die Ereignisse in Peru und über den berechtigen Kampf der Völker Perus gegen die Reaktion. Untermalt wurde die Versammlung vom Buntschuhchor, der Musikkombo Rotes Krokodil und vorgetragenen Gedichten. Abgeschlossenen wurde die bewegende Veranstaltung in der Kulturwerkstatt Westend.

Im Verlaufe der Veranstaltung wurden Spenden gesammelt, die zu einem Teil an die kämpfenden Menschen in Peru gingen, die gegen die Regierung Dina Boluarte, die mit Repression antwortet, demonstrieren.

Wurde auch der Niederschlagung der Bremer Räterepublik gedacht, so war die Veranstaltung doch vom Kampfeswillen der Verteidiger von damals getragen. Sie kämpften für eine bessere Welt, für eine sozialistische Welt. Aber was ihnen nicht gelang, dass gelang 30 Jahre später mit dem Sozialismus auf deutschen Boden, der Gründung der DDR. Und das wird wieder gelingen. Wie der Dichter Bertold Brecht einst schrieb: „Aus Niemals wird: Heute noch!“

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