90 Jahre Mössinger Generalstreik

Konsequenter Antifaschismus heißt damals wie heute Kampf für den Sozialismus!

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Kommunistische Partei Deutschlands rief daraufhin reichsweit zum „politischen Massenstreik“ auf. Die Arbeiter des schwäbischen Dorfs Mössingen folgten dem Aufruf: Sie organisierten am 31. Januar einen Streik, an dem ca. 800 Menschen teilnahmen. Die Mössinger Arbeiter waren jedoch die einzigen, die diesem Streikaufruf gefolgt sind. Hier stellten Kommunisten die Mehrheiten in den Betrieben gegenüber der Sozialdemokratie, welche den Aufruf der KPD ablehnte. Im kleinen Dorf am Rand der Schwäbischen Alb waren Kommunisten nicht nur in den großen Textilbetrieben klassenkämpferisch aktiv, sondern auch in Massenorganisationen wie Gesangs- und Sportvereinen. Sie veröffentlichten die Ortszeitung Sichel und Hammer und trafen sich in der von den Arbeitern selbst erbauten Turnhalle.

Gestern waren wir als Kommunistische Organisation erneut in Mössingen auf der Straße, um dem 90. Jahrestag des Streiks zu gedenken und die kämpferische Antwort der schwäbischen Arbeiter und Kommunisten auf die Machtübergabe an die Faschisten zu ehren. Auf der Kundgebung trafen sich ungefähr 500 Gewerkschafter, Antifaschisten und Kommunisten aus der Region. Viele Reden griffen die Geschichte der KPD-Kommunisten auf und würdigten ihre antifaschistische Tätigkeit. Es wurden wichtige Schauplätze des Massenstreiks besucht, wie der Textilbetrieb Pausa und die Turnhalle des Sportvereins.

Von bürgerlich-sozialdemokratischer Seite aus wird heute zwar auch an den Mössinger Generalstreik erinnert. Dabei wird aber meist die Rolle der Kommunisten heruntergespielt und deren Widerstand verkürzt als bloße Verteidigung der bürgerlichen Demokratie dargestellt. Für die Mitglieder der KPD war aber klar, dass der Faschismus nur dauerhaft besiegt werden kann, wenn ihm seine soziale Basis, der Kapitalismus, entzogen wird. So beschränkte sich für die Gewerkschafter auf der Kundgebung die Übertragung der Lehre von damals auf heute auf das Motto „Wachsam bleiben“. Während die Gewerkschaftsführungen die damaligen Kommunisten in Worten ehren und in ihre eigene „Kampfidentität“ und ihre Geschichtsschreibung zu integrieren versuchen, agieren sie selbst heute klassenversöhnlerisch und suchen den sozialpartnerschaftlichen Schulterschluss mit dem Kapital. Statt den Krieg wie damals zu bekämpfen – „Wer Hitler wählt, wählt Krieg!“ riefen die Mössinger Streikenden – unterstützen sie weitgehend die Kriegspolitik des deutschen Imperialismus.

Dazu sagen wir: Der Mössinger Streik war kein spontaner Ausdruck eines klassenneutralen Antifaschismus, er war die Folge harter und langer Arbeit von Kommunisten, die klar gegen den Kapitalismus und seine Kriege, und für den Sozialismus kämpften. Den Arbeiterinnen und Arbeitern damals war klar, dass sie als Klasse eine Macht innehatten, der nur wenig entgegenzusetzen war: Der Streik war für sie nicht nur Möglichkeit, höhere Löhne zu fordern, sondern auch konkret politisches Mittel, um ihren demokratischen Bestrebungen Ausdruck zu verleihen. Die Oktoberrevolution hatte 1917 gezeigt, dass das Proletariat die Macht erringen und den Sozialismus aufbauen kann. Die Hauptfunktion des deutschen Faschismus war es, die aufstrebende revolutionäre Arbeiterbewegung niederzuschlagen.

Wir als Kommunistische Organisation verstehen uns als Erben der Arbeiterinnen und Arbeiter von damals. Wir wollen für eine klassenkämpferische Orientierung in den Gewerkschaften kämpfen, die aktuellen Fragen der kommunistischen Bewegung klären und wieder eine starke Kommunistische Partei in Deutschland aufbauen – gegen den Faschismus, für Arbeitermacht und Frieden: Damals wie heute!

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