Bericht von der Engels-Demonstration 2023

Am 12. August ehrten wir mit rund 150 weiteren Teilnehmenden den revolutionären Kommunisten und Philosophen Friedrich Engels zu seinem 128. Todestag in seinem Geburtsort Wuppertal-Barmen. Mit einem lautstarken Demonstrationszug organisiert vom Engelsbündnis, bestehend aus verschiedenen Organisationen der kommunistischen Bewegung, zogen wir trotz regnerischen Wetters vom Hauptbahnhof aus durch die Wuppertaler Innenstadt. Im Gegensatz zu den teils starken Repressionen der Vorjahre hielt sich die Polizei dieses Jahr zurück, ließ es sich aber nicht nehmen, den Demonstrationszug während der gesamten Zeit zu flankieren. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, das Gedenken an Friedrich Engels kämpferisch auf die Straße zu bringen.

Auf der Abschlusskundgebung konnten wir in unserem Redebeitrag auf den bürgerlichen Staat als Grundlage der aktuellen Repression gegen die Arbeiterklasse und unsere Bewegung aufmerksam machen, ebenso auf die im Juni gestartete Kampagne „Nieder mit dem Krieg! Solidarität mit den Kommunistinnen und Kommunisten in Russland und der Ukraine“. Dazu verteilten wir auch den Kampagnen-Aufruf und weiteres Informationsmaterial. Im Folgenden unsere Rede:

„„Da der Staat entstanden ist aus dem Bedürfnis, Klassengegensätze im Zaum zu halten, da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittelst seiner auch politisch herrschende Klasse wird und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse.“ (Engels, Friedrich: Ursprung der Familie des Privateigentums und des Staats (1884), in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: Marx-Engels-Werke (MEW) Bd. 21, Berlin/DDR 1962, S. 165-167.)

Das war ein Auszug von Friedrich Engels, von 1884. Heute sind wir auf der Straße, um an ihn und sein Werk zu erinnern. In gemeinsamer Arbeit mit Karl Marx begründete er die wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse, die Grundlage ihres revolutionären Programms. Was in den Arbeiten von Marx und Engels manchmal etwas fern oder altbacken erscheint, zeigt sich doch noch jeden Tag mit aller Deutlichkeit. Nehmen wir die Repression gegen diese Gedenkdemo in den letzten Jahren. Nicht ohne Grund thematisiert der diesjährige Aufruf wieder den Kampf gegen Repression und Polizeigewalt. Die letzten Monate waren geprägt von gleich mehreren Prozessen im Nachgang vorangegangener Gedenkdemos. Damals kam es zu massiven Angriffen der Bullen gegen die Versammlung. Gerade jährt sich außerdem der rassistische Polizeimord an Mouhamed Dramé in Dortmund, gerade findet parallel eine Gedenkdemonstration für den damals 16-Jährigen statt. Am Dienstag bereits wurde eine Gedenkaktion vom Ordnungsamt schikaniert.

Gesteigerte Repression hat gerade in den kriegsführenden Staaten im Ukrainekrieg Hochkonjunktur. In der Ukraine sind Kommunistinnen und Kommunisten nicht erst seit der russischen Invasion von Verboten und Gefängnisstrafen bedroht – die Kononovich-Brüder sind nach ihrer Entführung und Haft nun in Hausarrest, kommunistische Organisationen können nur im Untergrund existieren, sowjetische Denkmäler werden geschliffen – Hammer und Sichel wurden nun vom Mutter-Heimat-Denkmal in Kiew demontiert. In Russland wird die Erinnerung an den Sozialismus chauvinistisch umgearbeitet. Von Marx‘ und Engels‘ festem Standpunkt, dass der Kapitalismus die Kriege produziert und nur die Arbeiterklasse ihn beenden kann, hört die Öffentlichkeit selten. Kommunistinnen und Kommunisten sind von Repression betroffen. Vor Kurzem wurde der marxistische Wissenschaftler Boris Kargalitsky unter Arrest gestellt und der Krieg darf öffentlich nicht als solcher bezeichnet werden.

Sympathien für die eine oder andere Kriegspartei – gefördert von einer mindestens kriegsbefürwortenden Sozialdemokratie sowohl in Russland als auch hier, bis in Teile der kommunistischen Bewegung hinein – verfälschen die Arbeiten von Friedrich Engels und die marxistische Position zum Staat und seinem Klassencharakter. Wir müssen mit Engels‘ Schriften lernen und um ein revolutionäres Programm heute in Deutschland streiten. Und wir müssen natürlich denen den Rücken stärken, die auch im Krieg einen klaren internationalistischen Standpunkt bewahren – in Russland und der Ukraine. Wir sind dafür seit Juni im Rahmen der Kampagne „Nieder mit dem Krieg! Solidarität mit den Kommunistinnen und Kommunisten in Russland und der Ukraine!“ aktiv und üben praktische Solidarität mit der Arbeiterfront der Ukraine RFU, der Union der Kommunisten der Ukraine SKU und dem revolutionären kommunistischen Jugendverband RKSM(b) in Russland. Neben uns beteiligen sich weitere Organisationen an der Solidaritäts-Kampagne, darunter der Revolutionäre Jugendbund in Köln oder die Revolutionäre Organisation für einen sozialistischen Aufbruch ROSA in Düsseldorf.

Am 1. September steht der Antikriegstag an – ich hoffe sehr, wir sehen uns an diesem Tag auf der Straße!

Das Werk Friedrich Engels’ begründet unseren Widerstand gegen jede kapitalistische Herrschaft. Es muss lebendiger Teil unseres Aufbauprozesses sein. Gegen jede Repression und Kleinhaltung durch den bürgerlichen Staat! Von Wuppertal über Dortmund bis Kiew und Moskau: Hoch die internationale Solidarität!“

Nach dem erfolgreichen Demonstrationszug besichtigten wir mit einigen Demoteilnehmenden – im strömenden Regen – das Engelsdenkmal vor seinem ehemaligen Geburtshaus nahe der Friedrich-Engels-Allee und gedachten noch einmal Engels als Vorbild und Vordenker der Kommunistinnen und Kommunisten auf der ganzen Welt.

Engels – lebt!

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