Safe Abortion Day in Köln

Am 28. September nahmen wir anlässlich des Internationalen Tages für sichere Schwangerschaftsabbrüche (International Safe Abortion Day) in Köln an einer Kundgebung teil, die von Zora Köln, dem Frauenkollektiv Köln und dem Offenen feministischen Treffen Köln organisiert wurde und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung einforderte. In mehreren Beiträgen setzten sich die Rednerinnen mit der weiterhin bestehenden Illegalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland durch den Paragraphen 218 des Strafgesetzbuches auseinander. Zwar bleiben Abtreibungen in der BRD straffrei, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen (etwa, dass ein Beratungsgespräch stattfindet, das eine Ermutigung zur Schwangerschaft darstellen muss), dennoch bestehen in der Realität vielfältige Hürden für Betroffene, auf die in den Redebeiträgen zum Teil aufmerksam gemacht wurde. Dazu gehört z.B. ein unzureichendes Netz an Kliniken und Praxen, die Schwangerschaftsabbrüche überhaupt anbieten, aber auch eine fehlende (reguläre und verpflichtende) Schulung von angehenden Ärzten dazu.

In einem Redebeitrag wurde richtigerweise hervorgehoben, dass in der sozialistischen DDR Schwangerschaftsabbrüche seit 1972 legalisiert waren (bereits zuvor blieben sie straffrei). Für die ostdeutschen Frauen brachte die Konterrevolution 1990 auch in dieser Hinsicht ein Rollback, indem ihnen seitdem der Paragraph 218 die Selbstbestimmung nimmt. Nicht ohne Grund wurde dieser Paragraph von der Arbeiterbewegung und speziell der proletarischen Frauenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts als „Klassenparagraph“ bezeichnet. Denn es sind vor allem proletarische Frauen, die unter der Verfolgung bzw. Erschwerung von Schwangerschaftsabbrüchen leiden. Während die Frauen der Bourgeoisie allein durch ihre finanzielle Lage viel mehr Möglichkeiten haben, Abtreibungen trotz gesetzlicher Einschränkungen durchführen zu lassen, werden Arbeiterinnen zu unsicheren Abtreibungsmethoden gedrängt. Hinzu kommt, dass die Gründe von Arbeiterinnen für einen Schwangerschaftsabbruch häufig sozioökonomischer Natur und damit existenziell sind. Die historische Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in der DDR und weiteren sozialistischen Ländern zeigt, wie eng die Befreiung der proletarischen Frauen von Unterdrückung und Benachteiligung mit der Macht der Arbeiterklasse zusammenhängt.
An der Versammlung, die mit einer Demonstration abschloss, beteiligten sich ca. 300 Menschen.

Für körperliche Selbstbestimmung – für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen!
Für eine starke proletarische Frauenbewegung – für den Sozialismus!

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